Open BIM mit IFC-Schnittstellen im Holzbau

Auch wenn der Prozess noch nicht abgeschlossen ist, nimmt das Building Information Modeling (BIM) im deutschsprachigen Raum zunehmend an Fahrt auf. Zu den Protagonisten dieser Entwicklung gehört auch der integrale Planer ATP architekten ingenieure, der das neue Bürogebäude der Firma Theurl geplant hat. Mit Sitz in Innsbruck und weiteren Niederlassungen in Europa führt ATP jede seiner Planungen mit Autodesk Revit durch. Dabei werden neben der Architektur und der Tragwerksplanung auch Gewerke wie die Haustechnik und die Elektroplanung in den ganzheitlichen Planungsprozess integriert.

Projekte

BIM-Motor CAD-Planung

Ein weiterer Motor für die digitale Planung ist der Holzbau, der in den letzten Jahren, ausgehend von einer Arbeitsvorbereitung mit CAD-Systemen wie Dietrich’s und einer automatisierten, CNC-gesteuerten Fertigung, alle Projektabläufe im Unternehmen zunehmend zu einen durchgängigen digitalen Prozess zusammengefasst hat. Dabei spielten die CAD-Systeme, die im Fall von Dietrich’s unter anderem auch modellorientierte Module für die Massenermittlung, die Angebotserstellung oder die statische Berechnung umfassen, eine zentrale Rolle.

Philipp Zimmermann, bei ATP Spezialist für die digitale Planung, sieht die Holzbaufirmen beim Thema BIM denn auch ganz vorne: „Während viele Gewerke noch zögern, in diesen Prozess hineinzugehen und im konventionellen oder im Stahlbau nur die ganz großen Anbieter mit unseren digitalen Modellen arbeiten können, ist das für Holzbauunternehmen meist kein Problem. Sie machen ja sozusagen schon BIM, weil sie in 3D planen und die Daten direkt auf ihre Maschinen schicken. Da sind sie in der Digitalisierung schon sehr weit fortgeschritten.“

Nahtlose Kommunikation

  • Holzbauunternehmen kann das Architekturbüro deshalb in der Regel IFC-Dateien schicken, auf deren Basis sie ihren Holzbau problemlos entwickeln. „Beim Büroneubau der Firma Theurl haben wir uns zum Beispiel lediglich am Anfang über die optimale Konfiguration unserer IFC-Datei abgestimmt“, erinnert sich die für die Planung verantwortliche Architektin Petra Oberacher. „Danach lief die digitale Zusammenarbeit absolut reibungslos.“ Eine intensive Zusammenarbeit hatte es schon in der Planungsphase des Projekts zwischen Petra Oberacher und Theresa Theurl gegeben, als sie den Plan für das Gebäude gemeinsam entwickelten. „Damals bekam ich jedes architektonische Detail zur Überprüfung und Freigabe“, erläutert Theresa Theurl.

  • „Dass dieser Dialog weitgehend auf Software-Ebene ablief, hat die Kommunikation vereinfacht und Fehlerquellen in der Planung minimiert.“ Nach Abschluss dieses Prozesses schloss sich bei Theurl nahtlos die Holzbauplanung mit Dietrich’s an. „Grundlage war unser IFC, in dem alle Holzbauteile bereits inklusive Abmessungen, Materialgüte und Statik definiert waren“, erinnert sich David Gasser, der bei ATP als Projektleiter Statik fungierte. Lediglich bei der Detailstatik beschränkte sich das Architektenbüro auf Vorschläge: „Bei Knotenpunkten oder Anschlüssen lassen wir jedem Holzbauunternehmen gern seine eigene Herangehensweise.“

  • Problemloser Austausch

    Auch David Gasser und Thomas Biasio, der bei Theurl für die Arbeitsvorbereitung zuständig war, bewerten den Datenaustausch zwischen Architekturbüro und BauteilProduzent als absolut unproblematisch. „Natürlich war das IFC von ATP sehr umfangreich, da es alle Details zum Projekt enthielt,“ erinnert sich Thomas Biasio.

    „Deshalb bestand mein erster Arbeitsschritt darin, die für mich relevanten Holzbaudaten mit Dietrich’s zu extrahieren. Das war kein Problem, und ab diesem Punkt konnte ich problemlos die Bauteile für den Holzbau generieren. Anschließend gingen meine Daten über die Dietrich’s-Schnittstelle zu CAMBIUM nahtlos auf die Hundegger-Maschinen in der Produktion.“ Gefertigt wurden vergleichsweise wenige Wände, da das Bürogebäude in Steinfeld großenteils aus einer verglasten PfostenRiegel-Außenhülle mit offener Grundrissgestaltung besteht. Zu planen waren also mehr Träger als Flächen, den größten BSP-Anteil im Gebäude haben die Deckenelemente.

Alle auf dem neusten Stand

Den Hauptvorteil in der digitalen Zusammenarbeit sieht Thomas Biasio darin, „dass jeder immer auf dem neuesten Stand ist und man schnell kommunizieren kann, wenn ein Problem auftaucht. So konnte zum Beispiel der Fensterbauer beim Bürogebäude auf Basis meiner Holzbau-Konstruktion sofort in die Produktion der Glaselemente gehen und mich im Gegenzug darauf hinweisen, dass ich in meiner 3D-Zeichnung ein kleines Holz vergessen hatte. Unter dem Strich werden so durch die digitale Kommunikation auch in meinem Bereich Fehlerquellen minimiert. Außerdem spare ich Arbeitsschritte und habe die Gewissheit, dass alles auch so produziert wird, wie ich es zeichne.

Dietrich’s bietet damit eine wertvolle Unterstützung für den BIM-Prozess in Holzbauprojekten.

Thomas Biasio, Theurl

„Das Thema wurde ja auch in den letzten Jahren eigens forciert.“ Die wenigen und geringfügigen Änderungen in der Detailstatik liefen zur Freigabe zurück zum Architekturbüro. In erster Linie handelte es sich dabei um die Gestaltung der Metallverbindungen, die mit Reinhold Tschabitscher, Geschäftsführer der mit der Ausführung des Gebäudes beauftragten Zimmerei, abgestimmt worden war.

Gemeinsame Plattform

  • Auch hier lief der Informationsaustausch digital – vereinfacht dadurch, dass Theurl und Holzbau Tschabitscher Dietrich’s als gemeinsame Plattform einsetzten. „So konnten wir quasi parallel auf der Datei arbeiten und die Pläne gemeinsam erstellen“, erinnert sich Reinhold Tschabitscher. „Wobei wir vor allem für die montagetechnische Seite zuständig waren, darunter auch für die konkrete Ausgestaltung der Metallverbinder. Die war vor allem bei den Fassadenlamellen eine Herausforderung, wo es darum ging, eine sehr späte Montage ohne Überschreitung des Kostenrahmens, ohne negative Einfl üsse auf den konstruktiven Holzschutz und ohne Beschädigung der schon montierten Abdichtungen zu ermöglichen.“

    Das Fazit des Holzbauers zum digitalen Prozess ist durchweg positiv: „Mit der Digitaltechnik kann man räumlich konstruieren und sieht im Voraus, wie die Anschlüsse funktionieren. Fertige Ergebnisse kann ich per Knopfdruck an meinen Stahlbauer weitergeben – je nach Wunsch als Plan oder PDF. Das alles ist nicht nur viel unkomplizierter und erspart uns etliche Arbeitsgänge, es minimiert auch die Fehlermöglichkeiten bis hinein ins kleinste Detail.

Was ist IFC?

  • Die Industry Foundation Classes (IFC) sind ein offener Standard im Bauwesen zur digitalen Beschreibung von Gebäudemodellen (Building Information Modeling). Defi niert werden die IFC von building-SMART International (bSI), früher bekannt als Industrieallianz für Interoperabilität (IAI). Registriert sind die IFC unter ISO-16739.

Interview: Dr. Joachim Mohr
Bilder: © ATP / Bause